Der dritte Adventssonntag ist in den Kirchen mit dem lateinischen Wort „Gaudete“ überschrieben. „Gaudete“ heißt übersetzt „Freut euch“.
Das Wort ist dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper entnommen. Paulus ruft darin seine Gemeinde zur Freude auf. „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit“ (Phil 4,4).
Worauf freuen Sie sich? In diesem Jahr werden die Antworten vielleicht anders ausfallen als sonst die Jahre am dritten Advent. Waren es sonst die vielen unterschiedlichen Feiern im Freundes- und Bekanntenkreis, die Besuche auf verschiedenen Weihnachtsmärkten, Konzerte und Theateraufführungen, so ist es jetzt vielleicht das eine Treffen in der kleinen Familie, das Weihnachten sein kann, und auf das sich viele freuen. Dazu kommt die Sorge, ob es nicht doch noch zu größeren Einschränkungen kommt, ob denn Weihnachten überhaupt stattfinden kann.
Kann Weihnachten stattfinden? Was für eine Frage! Wahrscheinlich kann vieles von dem, was wir gewohnt sind, mit Weihnachten zu verbinden, nicht stattfinden. Aber Weihnachten heißt, dass Gott in die Welt kommt, und dass Gott mit kleinen Schritten Neues schafft. Damit ist die Freude des dritten Advent auch nicht gekoppelt an das, womit ich einfach nur Spaß habe. Die „Freude im Herrn“ ist das Gespannt-Sein auf das, was da noch kommt, auf das Gute und Große, das Gott uns Menschen schenken will. Auf diese Weise und so verstanden wird Weihnachten stattfinden.
„Freut euch!“ – Vielleicht ist es mutig, so etwas jetzt in dieser konkreten Situation zu sagen, ausgerechnet jetzt zur Freude aufzurufen. Aber es ist Zeichen des Glaubens an einen Gott, der da ist, und der uns Menschen ermutigt zum Leben.
Norbert Nacke
Dechant, Pfarrer und Leiter des Pastoralverbundes Bielefeld-Mitte-Nord-West
Wort zum Sonntag, Westfalen Blatt, 12. Dezember 2020
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