Eine Bibelstelle geht mir seit langem nicht mehr aus dem Kopf. Es ist die Stelle, in der Jesus von einer Frau namens Martha gastlich aufgenommen wird.
Erstaunlich! Finden Sie nicht auch? Ein Gast erscheint, der auf Reisen ist, und das Erste, was Maria für wichtig und not-wendig hält, ist sich hinzusetzen und den Worten des Gastes zu lauschen. Erstaunlich!
Und Martha, wie empfängt sie diesen Gast? Lukas schreibt: „Martha war voll damit beschäftigt, den Gast zu bewirten.“
Ich sehe Martha vor meinem inneren Auge und sehe, wie Marthas Gehirn „rennt“ und dementsprechend auch ihre Füße rennen. Sie ist gestresst und ihr Blick ist fokussiert auf die Bewirtung des Gastes.
Jesus kommentiert diese beiden Weisen und spricht: „Martha, du machst dir Sorge und Unruhe um vielerlei; aber nur eins ist notwendig. Denn Maria hat das gute Teil erwählt: das soll ihr nicht genommen werden.“
Jetzt könnten man ein „ja, aber“ dagegenhalten und sagen: „Ja, ein plötzlicher Gast kann nun mal starken Stress verursachen, aber wäre es nicht unhöflich und auch falsch, dem Gast nach einer Reise nicht sofort etwas anzubieten?“
Und doch, Jesus durchbricht dieses Denken. Jesus zeigt das auf, was die Not (in uns) wenden kann. Vor unserem Tun möchte Jesus uns beschenken. Beschenken mit seiner Gegenwart und mit seinen aufbauenden und richtungsweisenden Worten. Deswegen gilt es, nicht zuerst den inneren, schreienden Stimmen zu folgen, sondern innezuhalten, sich auf Gott auszurichten und dadurch von ihm zu erfahren und zu hören, was das Not-wendige für mein Leben (in dieser Situation) ist. Diese Begegnung kann kurz sein, ein Stoßgebet oder ein Vaterunser. Gott wird antworten und uns das Not-wendige (für diese Situation) schenken und unser Handeln begleiten.
Dieser Weg ist nicht unangefochten. Denn so viele laute Stimmen in uns treiben uns an. Aber wohin führen sie uns?
„Maria setzte sich (ruhig) zu den Füßen Jesu und hörte seinem Wort zu“.
Bildquelle: Pfarrbriefservice ©Yohanes Vianey Lein
Vikar Markus Hanke
Katholischer Seelsorger in der JVA Bielefeld-Senne