30 Sekunden lang geht es gut!
Kennen Sie das? Im Nebeneinander zu leben. Man versteht sich mit dem Nachbarn oder dem Arbeitskollegen nicht und deswegen möchte man auch gar nichts mit dem anderen zu tun haben.

Wenn ich diese Sätze höre, geht es mir schnell so, dass ich „getriggert“ werde, zu tun, zu tun, zu tun …
Ich schaue auf mich und setze mich selbst unter Druck, diese Gebote erfüllen zu müssen. Ich bekomme eine Art Tunnelblick und verliere dadurch die Weite für das, was Paulus noch Wesentliches und Wichtiges in seinem Brief geschrieben hat: „Wer den anderen liebt, hat damit das (ganze) Gesetz erfüllt!“ Aber auch jetzt entsteht ein spürbarer Druck in mir, zu tun, zu tun, und zwar jetzt zu lieben, und ich merke, wie dieser „Aktions-Modus“ mir den Blick auf denjenigen versperrt, der mir diese Liebe schenken kann und es auch möchte: Gott selbst, der Liebe ist! Gott, der jedes Neben-einander, in ein gutes Miteinander verwandeln möchte! Er wünscht sich so sehr eine enge Beziehung zu uns. Er möchte hören, was wir auf dem Herzen haben. Er lässt uns ausreden und hört unsere Freuden und unseren Schmerz. Er steht uns bei, mit seiner Liebe und Kraft. Er kann das Nebeneinander in ein Miteinander verwandeln!
Glauben Sie das?
Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen, Markus Hanke, Kath. Seelsorger in der JVA Bielefeld-Brackwede
Wort zum Sonntag, Westfalen Blatt, 19. September 2020
Bildquelle: Pfarrbriefservice © Peter Weidemann