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Wort zum Sonntag

In regelmäßigen Abständen schreiben ehrenamtlich und hauptberuflich Mitarbeitende aus dem Dekanat für die Presse in Bielefeld und Lippe ein "Wort zum Sonntag". Den aktuellen und zuletzt erschienenen Beitrag finden Sie hier.

... in Bielefeld

Vom Frieden und der Kastanie

Neulich sah ich einen kleinen Jungen auf dem Heimweg von der Schule. In seiner Hand hielt er eine glänzende Kastanie, frisch gefallen, noch feucht vom Regen. Er drehte sie zwischen den Fingern, als wäre sie ein Schatz.

Kein Handy, kein Lärm – nur dieser besondere Moment, dieses kleine Stück Natur, welches in seiner Hand ruhte.

Ich blieb stehen und schaute ihm nach. In dieser einfachen Geste – einem Kind, das eine Kastanie betrachtet – lag etwas, das mich berührte: Frieden. Nicht der große, politische Frieden, der so oft zerbrechlich erscheint. Sondern der leise, alltägliche Frieden, der in uns wachsen kann, wenn wir still genug werden, um das Leben zu spüren.

Vielleicht beginnt Frieden genau dort: in einem Moment der Achtsamkeit.
Wenn wir uns der Welt nicht als Besitzer, sondern als Teil von ihr verstehen und begegnen.
Wenn wir den Baum sehen, nicht nur als Schatten oder Rohstoff, sondern als lebendes Wesen. Die Kastanie – rund, glatt, von der Sonne geformt – erinnert uns daran, dass alles Leben ein Geschenk ist, das sich jedes Jahr erneuert.
Es braucht keine großen Worte, um diesen Frieden zu spüren. Ein Atemzug unter einem herbstlichen Baum genügt. Ein Blick auf das Licht, das durch die Blätter fällt. Ein Kind, welches staunt über diesen kleinen Schatz.

Wie oft verlieren wir dieses Staunen? Wir eilen von Termin zu Termin, reden von Krisen, Kriegen, Klima – und übersehen dabei, dass mitten im Trubel die Natur uns zeigt, wie Versöhnung aussehen könnte. Der Baum trägt Früchte zu seiner Jahreszeit. Und er lässt los, wenn der Herbst kommt. Er vertraut darauf, dass das Neue wachsen wird.

Frieden heißt vielleicht: sich wieder erinnern. An das Schlichte, das uns verbindet. An die Erde, die uns trägt. An das Licht, das uns wärmt. Und an das Wunder, dass aus einer Kastanie, die ein Kind in die Erde steckt, eines Tages ein großer Baum wachsen kann.

Warum nicht mehr solche kleinen Momente zulassen? Momente, in denen wir still werden, ohne Angst und ohne Eile. Dann könnten wir vielleicht ahnen, dass der große Frieden der Welt im Kleinen beginnt: in der Art, wie wir mit der Erde umgehen, mit den Menschen neben uns und mit uns selbst.

Der kleine Junge mit der Kastanie ging irgendwann weiter. Vielleicht hat er sie in seine Hosentasche gesteckt und später eingepflanzt. Aber etwas von diesem Bild blieb in mir – ein Zeichen der Hoffnung.
Und vielleicht liegt genau darin das Wunder: Dass das Leben – trotz allem, was wir ihm zumuten – immer wieder Wege findet, Frieden zu lehren. Still. Rund. Glänzend. Wie eine Kastanie in einer Kinderhand.

Autorin: Melanie Freye

... in Lippe

„Mach, was du willst – nur den Traum in dir, den darfst du nie verlier‘n“,

singt Andreas Martin in seinem Schlager ‚Gib bloß niemals deine Träume auf‘.
In dem Lied sind Träume Ausdruck einer tiefen Sehnsucht nach dem wahren Glück. Menschen wünschen sich etwas, was so noch nicht da ist, was aber dem Leben Sinn geben könnte.
So ermöglichen Träume einen optimistischen Blick in die Zukunft: Alles kann neu, anders, besser werden.

Allerdings sagt der Volksmund auch ‚Träume sind Schäume‘.
In dem Spruch spiegelt sich die Erfahrung wider, dass manche Sehnsucht unerfüllt bleibt.
Doch gerade hier passt der Schlager mit seiner Ermutigung, niemals die eigenen Träume aufzugeben.

Christen könnten gerade aus ihrem Glauben an Gott und durch das Gebet die Kraft schöpfen, trotz aller Negativ-Erfahrungen an der Sehnsucht ihres Lebens festzuhalten.
So können sie tief in ihrem Herzen ihre Träume bewahren.

Autor: Pfarrer Winfried Neumann