Zeitungsstapel vor Laptop© Kozyr/Shutterstock.com

Wort zum Sonntag

In regelmäßigen Abständen schreiben ehrenamtlich und hauptberuflich Mitarbeitende aus dem Dekanat für die Presse in Bielefeld und Lippe ein "Wort zum Sonntag". Den aktuellen und zuletzt erschienenen Beitrag finden Sie hier.

... in Bielefeld

Nur Buchstabensuppe oder doch Phantasiewelten?
In dem Gedicht „Glauben“ schreibt Rose Ausländer Folgendes: „Ich glaube an die Wunder der Worte, die in der Welt wirken und die Welten erschaffen.“

Worte, die Welten erschaffen – genau das durfte ich am letzten Samstag erleben. Gemeinsam mit Lektorinnen und Lektoren, die in der Liturgie die Lesung vortragen, habe ich an einer theaterpädagogischen Schulung teilgenommen. Ich habe gelernt, dass ein Text aus der Bibel nicht einfach nur ein Text ist, den ich vorlese. Ich lasse diesen Text in der Liturgie lebendig werden, indem ich alle Zuhörenden damit anstecke.
Es ist so wie beim Gähnen. Gähnt eine Person, gähnen automatisch andere Menschen auch. Wenn jemand von Läusen erzählt, juckt es plötzlich den Zuhörenden am Kopf. Genau auf diese Art soll ich meine Zuhörenden mitnehmen und mit den Texten der Bibel erreichen. Dabei hilft es mir, dass ich mir die Geschichte in meinem Inneren vorstelle. Was ist vorher passiert? Wer hat die Geschichte verfasst? Womit wurde die Erzählung oder der Brief aufgeschrieben? Wo sind die Menschen, draußen oder drinnen? Welche Tageszeit ist gerade, welches Licht scheint? Wie sehen die Menschen aus? Wie riechen die Menschen? Wie hören sich die Stimmen der Sprechenden an? Anhand von diesen Fragen, aber auch weiteren Fragen wird der Text vor meinem inneren Auge lebendig.
Und dann muss ich mich selbst erden.
Wo stehe ich in dieser Szene? Was habe ich an den Füßen? All diese Vorstellungen und Bilder entstehen durch mich. Sie basieren auf meinen Lebenserfahrungen und sind mein ganz persönliches Bild. Meine Stimme hilft mir dann die Brücke zwischen der Erzählung und den Zuhörenden zu schlagen. Ich werde zum Klangkörper, zur Brücke, zur Verbindung, zum Diaprojektor in unseren Köpfen.
In den Übungen bemerkte ich, wie sich Betonungen, Geschwindigkeit und Stimme der Lesenden veränderten. Ich konnte spüren, dass mich ihre Texte erreichten und ich mir vorstellen konnte, was sie sich innerlich vorstellen.

Die Bibel wurde in mir lebendig.

Diese Erfahrung zeigt mir: Rose Ausländer hat Recht. Ich darf an Wortwunder glauben. Und Sie dürfen das auch. Probieren Sie es doch auch mal aus, sich innere Bilder von Texten auszumalen!
Lassen Sie uns Welten aus Worten erschaffen!

Autorin: Adina Hollenhorst

... in Lippe

Mehr Licht!
„Ich wünsche mir längere Tage, ich wünsche mir mehr Licht …“ schreibt und singt der Liedermacher Heinz-Rudolf Kunze.
Ja, das wünsche ich mir auch. Wenn ich die vielen schönen Fotos betrachte, die veröffentlicht werden, sobald der Himmel im Lipperland in fast magischem Licht erstrahlt, geht es wohl auch anderen so.
In den Bildern spüre ich Staunen, Freude und die Sehnsucht nach mehr Licht.
Ich wünsche uns mehr Licht und Wärme für Gemüt und Wohlbefinden. Und ich wünsche uns in den derzeitigen politischen Wirren mehr Licht und Klarheit durch Menschen, die Menschenwürde achten, sorgsam kommunizieren, klug handeln und respektvoll miteinander leben.
An diesem Wochenende steht im kirchlichen Jahreskreis das Licht im Mittelpunkt, genau genommen: Jesus Christus.
Die Bibel erzählt, wie der alte Prophet Simeon Jesus als kleines Kind kennenlernt und ihn als Licht bezeichnet. Ein Licht, das Klarheit und Erkenntnis bringt. Ein Licht, das die Besonderheit Gottes zeigen wird in einem radikalen Menschsein. Jesus Christus steht ein für Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt. Seine Worte und Taten überzeugen und motivieren Menschen bis heute.
Zeichenhaft zünden wir an diesem Wochenende Kerzen an, dessen Licht das ganze Jahr über zum Segen werden will.
Es will Mut machen sich für das Licht Gottes zu öffnen und für ein gutes Miteinander in dieser Welt einzutreten. Gewiss, die Tage werden länger.
Ich wünsche uns mehr Licht!

Autorin: Annkathrin Tadday