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Wort zum Sonntag

In regelmäßigen Abständen schreiben ehrenamtlich und hauptberuflich Mitarbeitende aus dem Dekanat für die Presse in Bielefeld und Lippe ein "Wort zum Sonntag". Den aktuellen und zuletzt erschienenen Beitrag finden Sie hier.

... in Bielefeld

Himmel?

Ein Mann wacht auf und ist noch leicht benommen.
Er muss sich erst orientieren, um zu sehen, wo er nun gerade ist.
Als der Mann aufsteht, sieht er drei Türen vor sich.
Er geht zu der hell-leuchtenden Tür und ist überwältigt von der Schönheit, die er dort sehen darf.
In dem Moment, wo er eintreten will, ruft ihn eine Stimme zurück, und führt ihn durch die mittlere Tür in einen Raum der sehr karg ausgestattet ist:
ein Tisch, zwei Stühle und ein Schrank mit fünf Büchern darin.
Der Mann, Herr Weber genannt, ist neugierig, und schaut, bevor er den Raum betritt, noch durch die andere Tür hindurch, die dunkel ist, und schreckt zurück.

Das ist der Beginn eines Filmes mit dem Titel 6000 Punkte für den Himmel.
Für Herrn Weber ist die Stunde gekommen, in der sich entscheidet, wo er nun die Ewigkeit „verbringen“ wird.

Um es kurz zu machen:
Herr Weber ist sich sehr sicher, durch die helle Tür gehen zu können, und beginnt schließlich all seine guten Werke aufzuzählen.
Der Mann, der ihm gegenübersitzt, hört sich das an, macht eine Strichliste und hält die Punkte fest, die Herr Weber sich auf Erden erworben hat.
Herr Weber braucht 6000 Punkte für den Himmel.
Nach einem ersten Zusammenzählen kommt Herr Weber auf 32 Punkte – und …
er ist empört; empört, dass Gott so kleinkariert sein kann und sagt:
„Ich bin doch nicht schlechter als die anderen Menschen auf der Welt!“
Herr Weber stellt dann (fast schreiend) die Frage: „Wer kann denn dann überhaupt noch in den Himmel kommen, wenn es hier so streng zugeht?“

Eine sehr gute Frage! Im Römerbrief heißt es dazu:„Christus hat einen Weg zum Leben eröffnet …
Dieser Weg besteht im Glauben, das heißt im Vertrauen auf das, was Gott durch Jesus Christus [für uns] getan hat.“
Himmel ist somit Geschenk durch meine Hinwendung zu ihm.
Möchte ich das überhaupt?

Autor: Vikar Markus Hanke

... in Lippe

Allerheiligen – Vorbilder

„Das Vorbild“ ist der Titel eines Romans vom Schriftsteller Siegfried Lenz. Drei Personen erhalten da den Auftrag, ein Lesebuch für deutsche Schulen zusammenzustellen. Beim Thema ‚Vorbilder‘ diskutieren die drei lange, können sich aber nicht einigen. Ein Vorbild für alle könne es nicht geben, so Siegfried Lenz.

Heute feiern wir nun das Fest der kirchlichen Vorbilder, Allerheiligen. Was können uns Heilige heute noch sagen? Jesus verkündet in seiner Bergpredigt (Mt 5,1-12a) etwas, was verrückt klingt: Selig die Armen und die Trauernden, selig die Gewaltlosen und die Barmherzigen, selig die Friedfertigen und die Verfolgten.

So erhebt Jesus die Menschen zu Vorbildern, die sich nicht auf eigene Verdienste berufen können, sondern auf die Gnade Gottes angewiesen sind. Daraus ergibt sich ein möglicher Sinn des heutigen Festes. Wir werden erinnert an kleine, namenlose Heilige, an Menschen wie du und ich, an Frauen und Männer, die versuchten, Nächstenliebe in die Tat umzusetzen. Und dazu sind auch wir alle miteinander eingeladen, jeden Tag neu.

Autor: Pfarrer Winfried Neumann