© Kozyr/Shutterstock.com
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Wort zum Sonntag

In regelmäßigen Abständen schreiben ehrenamtlich und hauptberuflich Mitarbeitende aus dem Dekanat für die Presse in Bielefeld und Lippe ein "Wort zum Sonntag". Den aktuellen und zuletzt erschienenen Beitrag finden Sie hier.

... in Bielefeld

Ein Teil geben – Anteil geben…

Kein schöner Anblick: Vor jedem Altkleider-Container liegen schäbige Haufen von Klamotten, die kein Mensch jemals mehr tragen will… hingeworfen, losgeworden!

Wer Kleiderspenden sammelt, bittet um nur wirklich noch tragbare Kleidung; „Lumpen“ gehören weder in die Kleidersammlung noch in den Hausmüll und sollen recycelt werden.
Bei uns hingegen landet jährlich eine Million Tonnen Altkleider im Müll – ohne Verwertung – selbst ungetragene Retouren aus dem Versandhandel.
Gleichzeitig wird zum Herstellen eines T-Shirts mehr Wasser verbraucht, als ein Mensch in 2 Jahren trinkt.

Was ist Kleidung angesichts all dessen überhaupt wert?

Ich denke an den halben Mantel, mit dem Sankt Martin vor 1700 Jahren einem frierenden Mann am Straßenrand das Leben gerettet haben soll. Vor dem Kältetod bewahrt hat ihn nicht nur, einen Teil zu haben vom Mantel des römischen Soldaten, sondern wieder teilzuhaben am Leben.

„Weil ihr uns helft und an uns denkt, können wir weiter leben“, äußern Menschen in einem ukrainischen Dorf, als Pakete mit warmer Kleidung, die wir hier haben sammeln können, sie erreichen. Im vergangenen Winter war es dort nach Wochen ohne Strom bitterkalt: in den Häusern bis zu 10 Grad unter dem Gefrierpunkt. Die Menschen frieren, erkranken an Bronchitis und Lungenentzündung. Beim Anprobieren der Pullover und Jacken sieht man trotz aller Not ein kurzes Strahlen in ihren Gesichtern – in der Hoffnung, auch diesen Winter zu überstehen und dass einmal alles wieder gut werden würde.

Das zu hören, aber vor allem das Vertrauen dieser Menschen, denen nicht allein die Kleidung Mut macht, die nächsten Monate in Krieg und Kälte zu ertragen, sondern auch die Gewissheit, dass Menschen an sie denken – die hat mich bewegt.

Sankt Martin möge uns mit seinem Beispiel durch die kalte Jahreszeit führen und uns zum Teilhaben-Lassen ermutigen.

Übrigens ist er in diesen Wochen in guter Gesellschaft mit der heiligen Elisabeth von Thüringen, derer wir nächste Woche gedenken, und auch Bischof Nikolaus am 6. Dezember.

Lasst uns deren Zeugnis der Barmherzigkeit in unseren Bräuchen am Leben halten, weil es Menschen am Leben hält.

Autorin: Eva-Maria Nolte

... in Lippe

Friedenslicht

Zünden Sie eine Kerze an oder der schalten Sie lieber eine LED-Kerze ein? Sicher ist Letzteres. Sicherheit geht vor. Dennoch spüre ich jedes Mal den Unterschied zur echten Flamme und genieße diesen besonderen Glanz.

Das Friedenslicht, das nun in der Geburtsgrotte Jesu in Betlehem entzündet wurde, ist eine echte Flamme. Wie jedes Jahr wird es weltweit weitergegeben.

Die Idee dahinter ist einfach und kraftvoll: Ein kleines Licht, das Frieden und Hoffnung symbolisiert und von Mensch zu Mensch getragen wird.

Das wird in Lemgo auf dem Marktplatz und in Detmold auf dem Kirchplatz Heilig Kreuz zu erleben sein.
Die Flamme fasziniert mich jedes Jahr aufs Neue: Das flackernde Licht spiegelt sich in den Gesichtern der Menschen wider. Es erinnert mich an Jesu Worte: Ich bin das Licht der Welt – und auch ihr seid Licht in der Welt.

Die Aktion „Friedenslicht“ erinnert daran, dass Frieden kein abstraktes Konzept ist, sondern vielmehr durch konkrete Taten im Alltag entsteht: ein freundlicher Gruß, ein offenes Ohr, eine helfende Hand.
In einer Zeit, die oft von Konflikten und Unsicherheit geprägt ist, dürfen wir innehalten und Wesentliches nicht aus den Augen verlieren: Frieden, Versöhnung und Menschlichkeit.

Ein kleines Licht in der Dunkelheit kann unseren Weg erhellen – nicht als Ablenkung von der Realität, sondern als Einladung, gemeinsam für unsere Welt zu sorgen. Ich wünsche Ihnen Zuversicht im Herzen und die Kraft, jeden Tag etwas Frieden und Licht in die Welt zu tragen.

Autorin: Annkathrin Tadday